Pfarrer Pavao Madžarević ist der Begründer des Bund ohne Namen in Kroatien. Er ist als Pfarrer auch unser treuer Begleiter im Vorstand des deutschen Bund ohne Namen. Er schreibt uns einen Brief aus Štitar in Kroatien:
Mein geistlicher Begleiter und Mentor Pater Anselm Grün schreibt in seiner Zeitschrift »einfach leben« (November-Ausgabe 2020.): »Im Frühjahr dachten wir, die Corona Pandemie sei nach Ostern vorbei. An Pfingsten hofften wir, nach der Urlaubszeit werde das Leben wieder normal weitergehen. Aber wir stecken noch in der Krise. Und keiner weiß, wann sie überwunden ist. Es ist sicher berechtigt, dass wir darüber diskutieren, ob alle Maßnahmen der Regierung immer klug sind. Aber wir sollten das sachlich tun, anstatt voller Aggressionen gegen jede Beschränkung zu kämpfen. Die Frage ist, wie wir ein gesundes Gleichgewicht zwischen Schutz des Lebens und Behinderung des Lebens finden. Viele Menschen wehren sich gegen Schutzmaßnahmen, weil sie möchten, dass alles wieder so ist wie vorher. Doch die Krise bleibt eine Herausforderung, tiefer nachzudenken, was gutes Leben ist. Jesus spricht von den Zeichen der Zeit, die wir deuten sollten. Manche Christen deuten die Pandemie vorschnell als Strafe Gottes. Das widerspricht der Sicht Jesu. Für ihn sind die Zeichen der Zeit eine Mahnung, umzudenken und tiefer zu sehen. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir uns mit dem Virus anstecken können. Aber auch, dass wir verantwortlich sind für alle Menschen. In der Tiefe sind wir alle verbunden. Und so sollen wir andere nicht mit unserer Bitterkeit und Unzufriedenheit anstecken, sondern mit unserem Vertrauen, unserer Hoffnung, Barmherzigkeit und Liebe. Wir sind verantwortlich für, was von uns auf unsere Umgebung ausstrahlt. Jeder trägt zum Klima in der Gesellschaft bei. Daher ist das geistliche Leben, das Ringen um Liebe und Güte, nie nur unsere private Angelegenheit, sondern immer auch ein Beitrag zu einer menschlicheren und barmherzigeren Gesellschaft.«
Diese Worte entsprechen für mich der »Botschaft des Herzens« von Phil Bosmans, dem Gründer des Bund ohne Namen. Phil Bosmans hat es so gesagt: »Manche Dinge sehen aus wie Katastrophen und sind doch Gnaden … Du bist nicht da, um mit einem griesgrämigen Gesicht und einem beleidigten, nachtragenden Herzen herumzulaufen. Du bist gemacht für die Freude.«
Vielleicht fragen Sie sich, was ich als Priester in dieser Corona-Zeit tue? Kranke besuchen ist in dieser Zeit meine große Aufgabe, für sie habe ich immer Zeit. Für die Pfarrkatechese, die ich im Internet per Facebook halte, habe ich fünf Katechesen-Serien gemacht. Gerne helfe ich den Familien, die es wünschen, eine »Hauskirche« zu leben. Meine Radio-Tätigkeit findet immer wieder offene Ohren und Herzen, und das macht mir große Freude. Mich bewegt dabei die Botschaft von Phil Bosmans: Gott ist Liebe. Er liebt dich und die, die du liebst. Jeder und jede von uns kann doch etwas tun, auch wenn es manchmal so aussieht scheint, als ob nichts zu machen wäre. Oder?
Erinnern Sie sich noch an die Worte von Pater Bosmans: »Die Nacht kann nicht so dunkel sein, dass nicht irgendwo ein Stern zu finden wäre … Es gibt Blumen, die blühen selbst im Winter.« Ja, ich verstehe mich als Kobold, der die Samen der Freude und des Glücks in viele Herzen einpflanzen möchte. Irgendwann werden daraus essbare Früchte, nicht wahr! In lieber Verbundenheit bete ich für alle Freundinnen und Freunde im deutschen Bund ohne Namen!
Euer Pavao Madžarević