Pfarrer Pavao Madžarević erzählt: Meine Begegnung mit Pater Phil Bosmans begann vor langer Zeit, 1973. Damals begann ich ein vertieftes Studium der Theologie im bayerischen Eichstätt. In der Ferienzeit kam in meine Heimatgemeinde eine Gruppe des »Internationalen Bauordens« aus Belgien, um den Aufbau des neuen Pfarrzentrums abzuschließen. Ich durfte jeden Abend erleben, wie die Teilnehmer aus einem Buch lasen, fast wie aus der Bibel. Es handelte sich um ein neues Buch aus Belgien: »Menslief ik hou van je!« Das erste Buch von Phil Bosmans, das unter dem Titel »Vergiss die Freude nicht« später auf Deutsch erschien. Ein deutscher Priester, der gut niederländisch kannte, war mit dabei und erklärte mir, worum es in dem Buch ging. Ich war begeistert und begann, mich in diese Botschaft zu vertiefen. Nach einem Jahr nahm ich Kontakt zu Phil Bosmans auf, es folgten weitere Begegnungen, brieflich und kostbare Stunden persönlich. So wurde ich langsam in die Botschaft des Herzens eingeweiht. Mir wurde klar: Die Botschaft des Herzens muss bald auch auf dem kroatischen Boden beheimatet werden! Und so geschah es auch. Zuerst wurden die ersten Karten mit Spruchtexten von Phil Bosmans (»Hebelkarten«) in kroatischer Sprache geboren. Etwa zehn Jahre später konnten wir das erste Buch herausgeben. Phil Bosmans schrieb für die erste Auflage (1985) eine Botschaft an die kroatische Jugend. In wenigen Jahren wurden Tausende von Jugendlichen potenzielle Mitglieder und Verbreiter der Botschaft. Wir verstanden »Savez bez imena«, den kroatischen Bund ohne Namen, vor allem als Jugendbewegung, und so ist es auch bis heute geblieben. Phil Bosmans plante, persönlich nach Kroatien zu kommen, er begann sogar »kroatisch« lernen. Er unterstützte uns unermüdlich in jeder Hinsicht, auch finanziell. Er wusste, dass meine Heimat, die durch den Krieg in Kroatien, Bosnien und Kosovo so stark gelitten hat, gerade die Botschaft des Herzens so dringend brauchte. Sein soziales Empfinden und sein engagierter Helferwille bauten stets Brücken zu uns. Viele, die in Not waren, fanden bei ihm Verständnis und Hilfe. Auch als Mitbegründer der Phil-Bosmans-Stiftung in Deutschland habe ich erfahren, wie sehr ihm bei dieser Gründung die Unterstützung des kroatischen Bund ohne Namen am Herzen lag.

Phil Bosmans einfühlsame Art, seine Fähigkeit zum Zuhören, seine selbstverständliche Bereitschaft, Zeit zu schenken, sein unermüdliches Bemühen, der Not abzuhelfen und sie mitzutragen, waren ein Geschenk. Er war mit Leib und Seele Priester, und darin ist er auch heute meine Inspiration und mein priesterlicher Vater geblieben. Pater Bosmans war ein großherziger, liebenswürdiger und verständnisvoller Geistlicher, der seine ganze Lebenskraft in den Dienst der Menschen stellte, vor allem jener am Rand. Durch seine zuversichtliche und positive Lebenseinstellung schenkte er denen Mut und Hoffnung, die ihm begegneten. Von der Größe seiner Persönlichkeit zeugt auch das klaglose Ertragen seines schweren Leidens. Er nahm es im Glauben an und ließ es so zum Segen werden für viele Menschen, die ihn kannten und die ihm sehr viel bedeuteten.

Pater Bosmans tiefer Glaube und seine menschliche Wärme prägten sein ganzes Leben. Ich persönlich durfte so oft und immer wieder in all den Jahren bei ihm ein väterliches Herz erfahren und erleben, bei ihm geborgen und angenommen zu sein. 2012 hat er das dunkle Tor des Todes durchschritten. Die Ansprache, die er selbst zur Verlesung auf seiner Begräbnisfeier geschrieben hatte, beginnt mit den Worten: »Liebe Freunde, ich bin nicht tot.« Mit ihm hoffe ich zuversichtlich, dass er an der Auferstehung Jesu Christi teilhat. Im Gebet bin ich mit Pater Bosmans über den Tod hinaus verbunden: »Der Gott des Trostes vergelte dir, mein lieber geistlicher Vater, für all deine Liebe zu mir persönlich, zu meiner Heimat und allen in Kroatien, zu denen deine Botschaft – die auf neue Weise ausgedrückte Botschaft des Evangeliums – ihre Wege gefunden hat und immer noch findet. Dankbar bin ich dir, dass du deiner Berufung, Priester zu sein, bis zum Letzten treu geblieben bist. Für das kostbare Gut des Bund ohne Namen in vielen Ländern sei dir von Herzen Dank. Unsere Begegnungen zeit deines Lebens nehme ich an als dein Testament an mich, an uns alle im Bund ohne Namen.«

PAVAO MADŽAREVIĆ